EFFIZIENZSTEIGERUNG:
Ein Fertigungsprozess für Hydraulikkomponenten liefert keine zufriedenstellende Ausbringung. Die Mitarbeiter sind der Meinung, dass sie ihr Bestes geben und keine Steigerung mehr möglich ist. Was ist zu tun? Ein Machtwort des Fertigungsleiters? Argumentieren und überzeugen? Konsequenzen androhen? NEIN! Es gibt einen besseren Weg ...
Ich beobachte eine Weile den Prozess und stelle fest, dass die Mitarbeiter keine ruhige Kugel schieben und unter Druck stehen. Außerdem wird mir klar, dass es einen Anteil an nicht wertschöpfenden Tätigkeiten im Prozessablauf gibt. Ich erkläre den Mitarbeitern, dass ich eine ungesunde Stresssituation bei ihnen erkannt habe und ihnen helfen möchte, diese zu verbessern (TÜRÖFFNER 1: WERTSCHÄTZUNG). Danach schlage ich vor, Transparenz zu schaffen, die Leistung des Prozesses zu messen und konsequent darüber zu reden. Jetzt tritt massiver Widerstand auf: „Wir leisten gute Arbeit, warum wollen Sie uns überwachen?“, oder „Wenn wir Nebentätigkeiten wie Messen durchführen, werden wir noch weniger schaffen!“, oder „Was soll das schon bringen, es ändert sich nach unserer Erfahrung sowieso nichts!“ Dafür gibt es den TÜRÖFFNER 2: ERGEBNIS-OFFENER VERSUCH. Wir einigen uns darauf, etwas auszuprobieren und wenn Daten erhoben werden, sie nicht für die Bewertung der Personen heranzuziehen, da es nur um den Prozess geht. Wir sagen uns zudem: Wenn sich nichts ändert, kann es auch nicht besser werden. Außerdem vereinbaren wir, unseren Versuch abzubrechen, wenn er offensichtlich nichts bringt. Jetzt entwerfe ich zusammen mit den Betroffenen ein Chart in Flipchartgröße, das sich für eine Verfolgung der Ausbringung eignet. Zur Orientierung wird eine SOLL-Linie eingezeichnet. Dieses Chart wird direkt vor Ort aufgestellt. Dort soll stündlich der erreichte Stückzahlwert mit einem Filzstift durch einen Mitarbeiter eingetragen werden. Wenn der IST-Verlauf einen Knick weg von der SOLL-Linie bekommt, ist dazu eine Erklärung für die (vermeintliche) Ursache zu notieren. Am nächsten Tag geht es schon los. Im Stundentakt wird die Stückzahl erfasst (Zeitaufwand: ca. 1 Minute). Am Vormittag tauchen bereits die ersten Unregelmäßigkeiten auf. Man kann sie schon von weitem auf dem Chart erkennen. Nun braucht es den TÜRÖFFNER 3: DAS SYSTEMATISCHE GESPRÄCH. Zusammen mit dem Fertigungsleiter gehe ich zum Chart und wir sprechen eine der größeren Unregelmäßigkeiten an. Die Standardfrage an alle Betroffenen lautet: Was war die Ursache für die Knickstelle und wie können wir dieses Problem zukünftig vermeiden? Nach einer kurzen Ursachenbesprechung werden nur noch Lösungsideen zugelassen und gesammelt. Die beste Lösungsidee wird aufgegriffen und auf eine Aktionskarte geschrieben. Diese Karte wird aktiviert und der Fertigungsleiter sorgt für die zügige Umsetzung. Er selbst ist in diesem Fall der Kümmerer. Wie geht es weiter? Am nächsten Tag wird ein neues leeres Chart aufgehängt und es werden die Stückzahlen unter den verbesserten Bedingungen notiert. Statistik ist unerwünscht, die täglichen Aktionen zählen.
DAS ERGEBNIS-ERLEBNIS:
Die Mitarbeiter sind erstaunt, dass man mit ihnen redet. Täglich erleben sie jetzt, dass man ihnen hilft und „ihre“ Probleme endlich angepackt werden. Ihre Ideen sind plötzlich gefragt, sie können mitgestalten und es macht sogar Spaß. Der Fertigungsleiter stellt fest, dass es sich lohnt, regelmäßig Zeit für die Kommunikation an der Basis einzusetzen. Als Grundlage dafür eignet sich die Charts bestens. Sein kritischer Prozess wird schrittweise verbessert und die Mitarbeiter entwickeln dabei eine Eigenverantwortung. Was macht die Ausbringung? Schon nach wenigen Tagen überschreitet man erstmalig die SOLL-Linie und die Werte laufen in den grünen Bereich. Unglaublich! Keiner redet davon, dass der Versuch sich nicht gelohnt hat. Shopfloor Management ist etabliert!